Audi RS4 (B5)
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der
Audi RS4 (B5) wurde der Weltöffentlichkeit im Jahre 1999 erstmals
präsentiert. Als Nachfolger des legendären Audi RS2 vereinte er die
Eigenschaften eines familientauglichen Kombis mit denen eines
Sportwagens. Dieses Konzept war auch bei Erscheinen des RS4 noch immer
konkurrenzlos und sollte erst später durch Mercedes-Benz und BMW
adäquate Alternativen zur Seite gestellt bekommen. Die
Produktion des Fahrzeugs übernahm die quattro-GmbH, welche sich mit der
Individualisierung verschiedener Audi-Modelle beschäftigt, um
einen exklusiveren Kundenkreis ansprechen zu können. So erfuhr auch der
Großserienkombi Audi A4 (B5) einige tiefgreifende Veränderungen. Die
Radhäuser wurden um 35 mm verbreitert, um eine größere
Rad-/Reifenkombination aufnehmen zu können. Front- und
Heckstoßfänger wurden an die breiteren Kotflügel angepasst und vorne
mit vergrößerten Lufteinlässen für die Ladeluftkühler, sowie für die
Bremsenkühlung versehen. Des
weiteren wurde die Karosserie
durch ein Sportfahrwerk um 20 mm abgesenkt. Die vielfach
bewährte 4-Lenkerachse fand auch hier wieder Verwendung. Der Clou
dieser
Konstruktion liegt in der sich durch die Anordnung der Lenker
ergebenden virtuellen Lenkachse. Hierbei liegt der obere Lenkpunkt
außerhalb der Achskonstruktion und verschiebt sich bis in die Nähe des
Radmittelpunktes. Dadurch wurde der Einfluß von Antriebskräften auf das
Rad und damit die Lenkung aufgrund des geringeren Hebelarmes deutlich
minimiert.
Der
V6-Motor des Audi RS4 wurde dem kleineren Bruder S4 entnommen und mit Hilfe des englischen
Sportmotorenherstellers Cosworth weiterentwickelt. Der 2671 ccm
großer 90°-V6-Motor wurde mit 2 vergrößerten Abgasturboladern und
dazugehörigen
Ladeluftkühlern versehen. Die Leichtmetallzylinderköpfe erfuhren eine
Überarbeitung in Bezug auf Strömungsoptimierung und
Querschnittsvergrößerung. Auch die Abgasanlage wurde modifiziert und
den erhöhten Durchflussmengen angepasst. Diese leistungssteigernden
Maßnahmen erforderten eine neue Applikation des Motorsteuergerätes
speziell in Bezug auf Anpassung der Zünd- und Einspritzkennfelder.
Durch die genannten Maßnahmen entstand ein Sportmotor erster
Güte. Der für
damalige Verhältnisse brachialen Motorleistung
von 380,8 PS stand ein ebenso beeindruckendes Drehmoment von 440 Nm zur
Seite. Dies ermöglichte dem Kombi nicht zuletzt auch wegen des
hervorragend arbeitenden Allradantriebs Fahrleistungen auf
Sportwagenniveau.
Entsprechend war die Nachfrage nach dem Fahrzeug so groß, dass Audi die
geplante Stückzahl letztlich verdoppelte. Nach etwas mehr als 2 Jahren
lief die Produktion des Fahrzeugs aber dennoch aus. Der Nachfolger
erhielt ein neues Antriebskonzept mit hochdrehendem 8-Zylindermotor. Zur
Serienausstattung gehörten: Recaro-Ledersitze, Allradantrieb,
elektrisches Hubdach, elektronische Differentialsperre, 6-Gang Schaltgetriebe, elektrische
Fensterheber und Spiegelverstellung, Klimaautomatik, Lederlenkrad,
Metallic-Lackierung, Aluminiumfelgen (und vieles mehr - zuviel um es
hier vollumfänglich aufzuzählen). Die Bilder wurden freundlicherweise
zur Verfügung gestellt von der Firma: (Werbung wg.Verlinkung) Auto Leitner (www.autoleitner.nl). Dank ne jaar Holland! |
Der Audi RS4 (B5)
Die verbreiterten Kotflügel heben den RS4 deutlich von seinen schwächeren Brüdern ab
Die Seitenlinie wirkt zeitlos elegant
Das elektrische Hubdach gehörte zur Serienausstattung
| Überholprestige ? Mit offenen 282 km/h durchaus gegeben
Das RS4 (B5) Heck wirkt bullig und zeugt von der mächtigen Potenz des Wagens
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Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 6-Zylinder 90°V-Motor, vorn und längs zur Fahrtrichtung eingebaut, vier
obenliegende Nockenwellen, 30-Ventile, Bohrung x Hub: 81,0 mm x 86,4 mm,
Hubraum: 2671 ccm, Zahnriemensteuerung, elektronische Benzineinspritzung, 2 Abgasturbolader, Luft/Luft-Ladeluftkühlung | Leistung: | 280
kW/380,8 PS bei 6100 U/min | Leistungsgewicht: | 4,4 kg/PS | Drehmoment: | 440 Nm bei 2500 U/min | Antriebskonzept: | Frontmotor, Allradantrieb, 6-Gang Schaltgetriebe, elektronische Differentialsperre | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: 4525 mm x 1799 mm x 1386 mm | Tankinhalt: | 62 Liter
| Leergewicht: | 1675
kg | Bauzeitraum: | 1999-2001 | Stückzahlen: | 6030 Stk. |
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Audi RS4 entstand gegen Ende der intern als B5 bezeichneten Baureihe.
Entsprechend waren die meisten Kinderkrankheiten bereits überstanden.
Ein Problem, das während der gesamten B5-Bauzeit nicht vollends gelöst
werden konnte, betrifft die Vorderachskonstruktion. Die oberen-, als
auch die unteren Querlenker erfreuen sich überdurchschnittlich hohen
Verschleißes. Das insbesondere für den Ausbau der oberen Lenker
benötigte Spezialwerkzeug, ist gerade in freien Werkstätten selten
vorrätig. Da jedoch auch der Achsschemel aus Aluminium hergestellt ist,
kann es bei unsachgemäßem und gewaltsamem "austreiben" des die
oberen Lenker haltenden Achsstiftes hier zu Brüchen und Verzug an
erstgennantem kommen. Dann wird es nicht nur teuer, sondern auch
gefährlich. Auch auf erhöhten Bremsenverschleiß ist gerade bei
sportlich bewegten Fahrzeugen zu achten. Eine Erneuerung von
Bremsscheiben und Bremsbelägen rundum schlägt mit ca. 1800 Euro zu
Buche und ist deshalb ein eindeutiges Argument, den Kaufpreis nach
unten zu drücken.
Der
V6-Biturbomotor gilt als standfest und ermöglicht auch hohe
Kilometerleistungen ohne größere Schwierigkeiten. Einziges Problem des
RS4-V6 sind die Auslassnockenwellen. Diese können je nach
Fahrweise bereits bei km-Leistungen von unter 150.000 eingelaufen sein.
Die Folge ist Leistungsverlust und eine deutliche Trägheit beim
Durchbeschleunigen. Diese Folgen ergeben sich durch den fortschreitend
kleiner werdenden Ventilhub, welcher durch das "abschleifen" der Nocken
auf der Welle herbeigeführt wird. Schreitet der Verschleiß weiter fort,
kann am Ende ein Motorschaden stehen. Die Ursache dieses Problems ist
wohl zum einen in mangelnder Materialqualität der Nockenwellen selbst
zu suchen. Ein weiterer Auslöser kann hier die Herstellervorgabe des
Motoröls für Longlife-Intervalle sein. In Fachkreisen gilt unlängst die
Empfehlung, auf jeden Fall das Motoröl mindestens einmal jährlich zu
wechseln, sowie von der Verwendung der 0W30 Viskosität abzusehen. Ein
erstes Anzeichen dieses Schadens können deutliche Rasselgeräusche
sein. Letztliche Gewissheit erlangt man jedoch nur durch den Ausbau der
Zylinderkopfhauben, oder durch die Verwendung eines Endoskops. Zudem
können die Simmerringe der Nockenwellen undicht werden. Dies zeigt
sich meist durch eine deutliche Rauchentwicklung aus dem Motorraum, da
das ausgetretene Öl auf die heißen Abgasturbolader tropft.
Den Turboladern selbst sollte ebenfalls ein Augenmerk geschenkt
werden. Diese konnten vielfach bereits bei geringen Laufleistungen
ihren Dienst quittieren und mussten getauscht werden. Leise
Pfeiffgeräusche sind normal, jedoch sollte kein
deutliches "heulen" zu vernehmen sein. Trotzdem muss man sich darüber
im
Klaren sein, dass ein Abgasturbolader ein Verscheißteil
darstellt. Früher oder später ist hier in jedem Falle Ersatz nötig.
Besonders wichtig für eine lange Haltbarkeit der Lader, sind
ausreichende Warm- und Kaltfahrphasen. Insbesondere nach langen
Autobahnvollgasetappen empfiehlt es sich, den Motor noch einige Minuten
laufen zu lassen, um Temperaturspitzen im Lader zu vermeiden.
Vereinzelt wird auch über Schäden am Getriebe berichtet. Hier ist
hauptsächlich der 1. Gang betroffen. In "Insiderkreisen" wird daher
empfohlen, diesen Gang wirklich nur zum Anfahren zu verwenden und die
volle Leistungsabfrage erst ab dem 2. Gang einzufordern.
Allgemein gilt es zu beachten, dass eine km-Stand Manipulation bei diesem
Modell relativ einfach zu machen ist. Umso wichtiger ist der sauber
dokumentierte Service im Scheckheft. Aber auch der örtliche Audihändler
kann über die Abfrage der Fahrgestellnummer einigen Aufschluß über die
Wartungs- und Reparaturhistorie bringen. Aufgrund des recht kurzen
Zahnriemenwechselintervalls von 60.000 km empfiehlt sich, diesen vor
Kauf durchführen zu lassen, oder die "Nichtdurchführung" als Argument
zur Kaufpreisoptimierung zu nutzen. Des weiteren sollte beachtet
werden, dass die frühen RS4 nur die Euro 2 Einstufung erfüllten. Erst
gegen Ende des Herstellungsjahres 2000 wurde mittels geänderter
Steuergerätbedatung und optimierter Ansaugluftführung eine Euro 3 -
Einstufung erreicht.
Auch sollte der Umstand nicht vernachlässigt werden, dass wohl ein
großer Teil der am Markt vorhandenen Audi RS4 dem üblichen "Tuningwahn"
mittels Chiptuning zum Opfer gefallen sein dürfte. Dies sorgt
natürlich für erhöhten Verschleiß an Motor, Turbolader und
Antriebsstrang und stellt daher ebenso einen Grund zur Kaufpreisminderung
dar.
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Das Cockpit des RS4 (B5) ist gut strukturiert und reichhaltig ausgestattet
Auch auf der Rückbank bietet der RS4 (B5) genügend Platz
Das Kofferraumvolumen ermöglicht auch "schnelle" Urlaubsreisen zu viert
Die 2 Abgasturbolader machen dem V6-Motor mächtig Dampf
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| Fahrleistungen ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) sport auto | Höchstgeschwindigkeit (Herstellerangaben): | 250 km/h (abgeregelt) 282 km/h (offen) | Beschleunigung: | 0-100 km/h: 4,7 sek 0-160 km/h: 11,0 sek 0-200 km/h: 17,0 sek.
| Hockenheim, kleiner Kurs | 1.18,2 min | Nürburgring Nordschleife | 8,25 min | Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung an 4-Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator / Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator | Rad-/Reifenkombination: vorne / hinten: | 255/35R18 auf Aluminiumfelge 8,5Jx18H2 255/35R18 auf Aluminiumfelge 8,5Jx18H2
| Bremsen (Herstellerangaben) | Unterdruckbremskraftverstärker, ABS, Bremsscheiben rundum mit
Innenbelüftung und Lochung, Ø vorne / hinten: 360 mm / 312 mm, 2-Kolben-Schwimmsättel vorne / 1-Kolben-Schwimmsättel hinten | Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine sportlich direkte Lenkung,
welche gute Rückmeldung von der Straße liefert. Die Fahrwerksabstimmung
ist ebenso sportlich straff, stellt jedoch genügend Restkomfort auch
für lange Autobahnetappen bereit. Der Übergang von Haft- zu
Gleitreibung zeigt sich zuerst durch eine untersteuernde Vorderachse.
Der Grenzbereich ist deutlich definiert und stellt selbst ungeübte Fahrer
selten vor Probleme. Auch bei hohen Geschwindigkeiten ist der
Geradeauslauf vorbildlich. Der Motorsound ist sportlich, lässt jedoch
Optimierungspotenzial übrig. Einziges Manko ist die fadingempfindliche
Bremsanlage. Diese zeigt sich bei aufeinanderfolgenden Bremsungen aus
hohen Geschwindigkeiten deutlich überfordert.
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Audi RS4 (B5) bietet sehr sportliche Fahrleistungen, gepaart mit hoher
Alltagstauglichkeit. Er ist der ideale Begleiter für lange
Autobahnetappen mit viel Gepäck. Modellspezifische Ersatzteile sind
jedoch deutlich teurer als die der schwächeren Brüder. Dies und die
hohen Kaskoeinstufungen, sowie die relativ hohen Kfz.-Steuern, treiben
die Unterhaltskosten in die Höhe. Vor Billigangeboten muss deshalb und
aufgrund der bereits genannten möglichen technischen Mängel gewarnt
werden. Der Kauf eines Fahrzeugs vom Audi-Händler mit einwandfrei
dokumentierter Wartungshistorie ist somit dem vermeintlichen
Schnäppchen aus privater Hand vorzuziehen. Eine Stagnation des
Preisverfalls ist aufgrund der relativ
geringen Produktionszahlen in absehbahrer Zeit zu erwarten. |
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